Ob Messgeräte für den Blutdruck oder eine Erinnerungsfunktion für Medikamente – inzwischen gibt es mehr als 100.000 sogenannter Gesundheits-Apps auf dem Markt. Ein Klick auf den AppStore und schon werden die digitalen Tools zu unseren täglichen Begleitern. Künftig soll die Krankenkasse die Kosten für einige Apps übernehmen. Doch das neue Gesetz stößt auch auf Kritik.
Schon im Januar 2020 soll das Digitale-Versorgung-Gesetz in Kraft treten. Darin vorgesehen ist, dass Ärzte bestimmte Gesundheits-Apps an ihre Patienten verschreiben dürfen. In diesem Falle tragen die Krankenkassen die Kosten. Zumindest im ersten Jahr – denn dann müssen die Anbieter den Nutzen der App nachweisen.
Auch wenn die Auswahl enorm ist, längst nicht alle Apps bieten einen echten Mehrwert für die Patienten. Daher werden nur Anwendungen berücksichtigt, die als Medizinprodukte im Sinne der EU-Medizinprodukteverordnung eingestuft sind. Darunter fallen zum Beispiel Anwendungen, die Patienten dabei unterstützen, ihre Arzneimittel regelmäßig einzunehmen oder ihre Blutzuckerwerte zu prüfen. Schrittzähler und Work-out-Tracker, bei denen vor allem die Fitness im Fokus steht, werden hingegen nicht unterstützt. Ob eine App die Anforderungen erfüllt, soll das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte entscheiden.
Chancen der Digitalisierung
Für das deutsche Gesundheitssystem bedeutet das Gesetz einen wichtigen Fortschritt. Smartphones sind mittlerweile zu unseren ständigen Begleitern geworden. Wieso sollten wir die digitalen Anwendungen nicht zum Vorteil unserer Gesundheit nutzen? Apps könnten den Patientenalltag verbessern und zur Prävention beitragen. „Wir gehen Schritt für Schritt in die digitale Zukunft“, ist sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sicher ( www.zeit.de, 7.11.2019).
Welche Risiken bergen Gesundheits-Apps?
Trotz aller Vorteile bergen die Apps auch einige Gefahren. Kritiker bemängeln vor allem drei wichtige Aspekte:
- Mangelnde Messbarkeit
Derzeit gibt es nur sehr wenige Studien darüber, welche Apps tatsächlich einen Mehrwert bieten. Ein verlässlicher Nachweis, ob sich eine App positiv auf unsere Gesundheit auswirkt, ist kompliziert. - Sorge um Datenschutz
Um Apps verwenden zu können, geben die Nutzer personenbezogene Daten an. Oftmals fehlt es jedoch an Transparenz, was mit den Daten geschieht. Viele Apps stammen aus dem Ausland und unterliegen daher nicht den deutschen Datenschutzregeln. Vor allem im Hinblick auf sensible Patientendaten ist dies ein kritischer Aspekt. - Gleichen Zugang gewähren
Nicht alle Menschen verfügen über denselben Zugang zu digitalen Anwendungen. Vor allem ältere Menschen haben oft Bedenken gegenüber neuen Technologien oder es fehlt ihnen an Übung im Umgang mit dem Smartphone. „Eine „Zwei-Klassen-Versorgung“ fürchtet daher zum Beispiel Ärztepräsident Klaus Reinhardt.
Was muss also geschehen? Um einen fairen und sicheren Zugang zu ermöglichen, ist es notwendig, Datenschutzstandards weiterzuentwickeln, den Nutzern Orientierungshilfe zu geben und Qualitätsstandards für Gesundheits-Apps zu erarbeiten.
Mehr Infos:
Bereits 2016 veröffentlichte das Bundesministerium für Gesundheit eine Studie „Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps“ – kurz „Charismha“. Mehr Infos zur Studie finden Sie hier: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/ministerium/meldungen/2016/studie-gesundheits-apps.html