Cover 5483 Gesundheit für uns alle

Neu: Primary Healthcare – Gelingende Beispiele aus der Praxis

Solidarität, Digitalisierung, Technologieentwicklung, Erfindergeist, Koordination, Kooperation und neue Organisationsstrukturen schaffen Wege zu den Menschen, die einen erschwerten Zugang zu Gesundheitsressourcen haben.

Der Sammelband „Gesundheit für uns alle!“ konkretisiert den abstrakten Anspruch „Health for All“ und stellt Projekte und Strategien vor, die aufzeigen, wie ein gerechter und gleichberechtigter Zugang zu Gesundheitsleistungen verwirklicht werden kann.

Allen aufgeführten Praxisbeispielen ist gemein, dass sie nachhaltig dazu beitragen wollen, den Zugang zu Gesundheitsleistungen und zur sozialen Teilhabe gerade auch für benachteiligte Gruppen zu ermöglichen. Alle Projekte leitet das Prinzip der Nachhaltigkeit, das Ökonomie, Ökologie und soziale Gerechtigkeit – in Form von gesundheitlicher Chancengleichheit – vereint.

Das Buch ist das Ergebnis eines Projektes des „Expertenworkshops Gesundheit“ des Hochschulverbunds „INUAS“ (International Network of Universities of Applied Sciences), 2011 von der Hochschule für angewandte Wissenschaften München, der FH Campus Wien und der Züricher Hochschule für angewandte Wissenschaften in Wien gegründet. Der Verbund bündelt die Kompetenzen und schafft den Boden für international und interdisziplinär ausgerichtete, anwendungsorientierte Projekte in Lehre und Forschung mit dem Ziel, einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft zu leisten.

Der Sammelband soll den politisch Verantwortlichen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene, sowie den Akteuren, als auch den Bürgerinnen und Bürgern exemplarisch aufzeigen, welche Möglichkeiten es gibt, den gleichberechtigten Zugang zu Gesundheitsressourcen und die Teilhabe konkret umzusetzen. Für Studierende sozial-, gesundheits- und politikwissenschaftlicher Studien- gänge sowie technischer Fachrichtungen dienen die in dem Buch geschilderten Beispiele als Anschauungsmaterial und Inspiration, weiterführende Lösungen zu entwickeln, Wissen anzuwenden und Forschungsprojekte aufzusetzen.

Gesundheitsladen München – eine kommunale Patientenberatungsstelle

Der Gesundheitsladen München e. V. wurde 1980 gegründet und folgte dabei einem dementsprechenden Aufruf des 1. Gesundheitstages in Berlin.

In seinem Leitbild knüpft der Gesundheitsladen an die strategischen Zielen der Deklaration von Alma Ata („Gesundheit für alle“) und den Folgekonferenzen – insbesondere Ottawa 1986 – an. Die Grundanliegen dabei sind unabhängige Transparenzinformationen über Behandlungen, Arzneimittel usw. für Patientinnen bereitzustellen, Patientinnen über ihre Rechte zu informieren und bei deren Durchsetzung zu unterstützen, Patientenbeteiligung zu fördern, Patientensouveränität und Gesundheitskompetenz zu stärken. Außerdem soll besonders die kommunale, aber auch bundesweite Gesundheitspolitik aus der Patientenperspektive mitgestaltet werden, um letztlich Patientenorientierung und Demokratisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben. Nicht zuletzt liegt ein Fokus auf der Förderung von gesundheitsförderlichen Umwelt- und Lebensbedingungen für alle.

Auf diese Grundlagen stützend, entwickelten und differenzierten sich die Arbeitsschwerpunkte des Gesundheitsladens, die im Beitrag skizziert werden.

Die Beitragsautoren:
Petrit Beqiri
ist Diplom-Gesundheits- und Pflegewissenschaftler und arbeitet seit 11 Jahren im Gesundheitsladen München als Patientenberater und Patientenvertreter. Seit 2008 ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent an der Hochschule München, Universität Prishtina/Kosovo und Heimerer College tätig.

Jürgen Kretschmer ist Diplom-Ökotrophologe und arbeitet seit 20 Jahren im Gesundheitsladen München als Patientenberater und Patientenvertreter.

MiMi: Mit Migranten für Migranten – Interkulturelle Gesundheit in Bayern. Ein Gesundheitsprojekt für Menschen mit Migrationshintergrund

Das Gesundheitsprojekt „Mit Migranten für Migranten – Interkulturelle Gesundheit in Bayern“ (MiMi-Bayern) hat das Ziel, Wissen über Gesundheit, Prävention und Angebote des Gesundheitssystems zu verbreiten und Nutzungskompetenz für das deutsche Gesundheitswesen zu vermitteln. Die primäre Zielgruppe sind Migrantinnen und Migranten sowie Institutionen des Sozial- und Gesundheitswesens. Das Projekt arbeitet mit dem Setting-Ansatz. Es werden engagierte und gut integrierte Migrantinnen und Migranten zu Gesundheitsmediatoren ausgebildet, die ihr Wissen über Gesundheitsthemen in mehrsprachigen und kultursensiblen Veranstaltungen an Migrantinnen und Migranten weitergeben. Dabei treten sie in die Lebenswelt der Migrantinnen und Migranten ein und befähigen diese, Wissen zu erwerben, um bestehende Hindernisse zur gesundheitlichen Regelversorgung zu überwinden und ihre Angebote kompetent zu nutzen.

Die bisherigen Projektergebnisse zeigen, dass vielen Migrantinnen und Migranten durch das MiMi-Projekt Integration und Teilhabe auf vielen Ebenen ermöglicht werden konnte. Dabei konnten bei den Teilnehmenden, den Gesundheitsmediatorinnen und -mediatoren sowie in den kommunalen Integrationsprojekten und der Gesundheitsförderung der jeweiligen Standorte langfristig nachhaltige Auswirkungen erreicht werden.

Die BeitragsautorInnen:
Ramazan Salman, Dipl.-Sozialwissenschaftler, ist Geschäftsführer des Ethno-Medizinischen Zentrums e.V. und Gesamtprojektleiter des MiMi-Projekts.

Christine Bomke, M. A. Soziale Arbeit ist als Landesprojektkoordinatorin für MiMi-Bayern im MiMi-Zentrum für Integration in München tätig.

Elena Kromm-Kostjuk, Dipl.-Psychologin, ist als Projektmanagerin des MiMi-Projekts in Bayern tätig.

Das Dorfentwicklungsprojekt Roșia in Rumänien oder der Inklusions- und Integrationsversuch von Roma in einem rumänischen Dorf

Ausgehend vom Inklusions- und Integrationsbedarf der Roma auf europäischer Ebene, beschreibt dieser Beitrag die wohnliche, schulische, wirtschaftliche und gesundheitliche Lebenssituation von Roma in dem rumänischen Dorf Roșia. Anschließend werden Fragen rund um die Idee und das Konzept der Dorfentwicklung näher beantwortet: Wer sind die Akteure? Welche Maßnahmen wurden in Bezug auf eine schulische und berufliche Ausbildung ergriffen? Wie kann die Wohnsituation verbessert werden und wer finanziert das Projekt? Nicht zuletzt werden die Erfolge, Herausforderungen und weiterführenden Ziele in Bezug auf die Schlüsselbereiche Bildung, Beschäftigung, Wohnen und Gesundheit herausgearbeitet. Eine zusammenfassende Einschätzung und ein Ausblick schließen diesen Artikel ab.

Die Beitragsautorin:
Claudia Stracke-Baumann, Dipl. Sozialarbeiterin, Dr. päd., Prof. für Handlungsmethoden der Sozialen Arbeit, Hochschule für angewandte Wissenschaften München, Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften. Arbeitsschwerpunkte sind kreative & partizipative Methoden der Gruppenarbeit, Gemeinwesenarbeit, Förderung bürgerschaftlichen Engagements, Projektmanagement & Teamarbeit sowie systemisches Coaching.

Apps: ein Zugang zur Gesundheitsversorgung

Dieser Beitrag befasst sich mit dem Thema der zunehmenden Digitalisierung der Gesellschaft, die auch im Gesundheitsbereich Einzug findet. Aus der Sicht der Technik gibt es bereits viele verschiedene Möglichkeiten die Angehörigen der Gesundheitsberufe zu entlasten bzw. zu unterstützen. Die Entwicklungen in diesem Bereich sind dynamisch, was das Mithalten der beteiligten Akteure mitunter schwierig macht.

Die mittlerweile weite Verbreitung von Smartphones und der Ausbau leistungsfähiger Mobilfunknetze haben auch zur Zunahme von Apps, die gesundheitsrelevante Dienste anbieten, geführt. Diese können einen Beitrag zu einer effektiveren Gesundheitsversorgung liefern. Studien belegen bei Anwenderinnen von Gesundheits-Apps Potenziale in den Bereichen Prävention, Gesundheitshandeln, Adhärenz und selbstbestimmtem Handeln.

Um für die Gesundheitsversorgung jedoch einen echten Mehrwert zu generieren fehlt es den Beteiligten an Transparenz und an Wissen über Nutzen und Einsatzbereich von Gesundheits-Apps. Kompetenzen zur Einschätzung verschiedener Anwendungen und deren Anwendungsgebiete sind dringend notwendig, damit die Potenziale für die Gesundheitsversorgung optimal zur Verfügung gestellt werden können. Die Verankerung dieser Fähigkeiten in den Ausbildungsinhalten der Gesundheitsberufe wird als dringend notwendig angesehen.

Die Beitragsautorin:
Eveline Prochaska, MSc ist medizinische Informatikerin und Mitglied des Lehr- und Forschungspersonals an der Fachhochschule Campus Wien. Sie unterrichtet dort in Bachelor- und Masterstudiengängen. Einer ihrer Schwerpunkte sind interdisziplinäre Projekte mit Beteiligung der Technik und des Gesundheitswesens.

Einführung eines gesundheitsfördernden Bewegungsprogramms im Stadtteil und Kompetenzerwerb als Gesundheitsförderer im Physiotherapiestudium – Ein Pilotprojekt mit Mehrfachnutzen

Den Kompetenzerwerb in der Gesundheitsförderung verstärkt in die praktische Ausbildung des Physiotherapiestudiums an der FH Campus Wien, Wiens größter Fachhochschule, zu integrieren gab im Juni 2016 den Anstoß, ein Bewegungsförderungsprogramm zu entwickeln. Aus dieser Absichtserklärung der FH Campus Wien entstand ein weiteres Leitmotiv, sich vermehrt als Kompetenzzentrum in sogenannte „Grätzlaktivitäten“, soziale Initiativen und Aktivitäten im kleinräumigen, kommunalen Umfeld, einzubringen bzw. diese zu unterstützen.

Ziel war es, nicht nur der Bevölkerung ein niederschwelliges Angebot zur Gesundheitssteigerung in Wohnortnähe anzubieten, sondern auch den Studierenden die Möglichkeit zu geben, ihr theoretisches, auf Grundlagen der Public Health aufbauendes Wissen im Rahmen eines Praktikums umzusetzen, indem ein Bewegungsangebot geplant, durchgeführt und anschließend evaluiert wurde. Im Sinne der Hochschuldidaktik und der Berufspädagogik wurde das vorberufliche Handeln der Physiotherapiestudierenden durch zwei fachspezifische Lehrpersonen supervidiert und methodisch begleitet. Das Projekt wurde mit dem Wiener Gesundheitspreis 2017 prämiert.

Die Beitragsautorinnen:
Claudia Schume, Mag. a, Physiotherapeutin und Bildungswissenschaftlerin; hauptberuflich in der Physiotherapieausbildung tätig; Abschluss des Studiums Pädagogik und Bildungswissenschaften.

Renate Zettl, MBA, Physiotherapeutin; hauptberuflich in der Physiotherapieausbildung an der Fachhochschule Campus Wien und nebenberuflich in der freien Praxis tätig; Abschluss des Studiums Gesundheits- und Sozialmanagement.

Verbesserung der Wirksamkeit von Prävention und Gesundheitsförderung durch stärkeren Fokus auf Menschen in schwierigen Lebenslagen

Warum werden manche Menschen älter und bleiben länger gesund als andere? Wie kommt es zu diesem gesundheitlichen Ungleichheit?

Die derzeitige Datenlage in Deutschland zeigt Unterschiede in der Lebenserwartung, die mit dem sozioökonomischen Status und der Lebenssituation von Menschen in Verbindung stehen. Ähnliche Muster beobachten wir auch bei der Pflegebedürftigkeit, bei körperlichen und psychischen Erkrankungen sowie im Gesundheitsverhalten.

Der Beitrag geht dem Zusammenhang zwischen Gesundheit und sozioökonomischem Status nach und beantwortet folgende Fragestellungen:

Unter welchen Bedingungen erreichen Menschen ein hohes Alter und bleiben gesund? Und was führt wiederum bei anderen Menschen dazu, dass sie bereits in relativ jungen Jahren erkranken und früh versterben? Mit welchen Ansätzen gelingt es, negativen Einflussfaktoren auf die Gesundheit zu begegnen und diejenigen Personen bei der Entwicklung eines gesundheitsförderlichen Lebensstils zu unterstützen, die einen besonderen Bedarf haben?

Die Beitragsautorinnen:
Kathrin Steinbeißer ist Referentin der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Bayern an der Landeszentrale für Gesundheit in Bayern e. V. Sie ist examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, absolvierte einen Bachelor of Science in Pflege sowie einen Master of Public Health und hat internationale Praxiserfahrungen im Bereich Public Health.

Regina Köpf ist Referentin der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Bayern an der Landeszentrale für Gesundheit in Bayern e. V. Sie ist Sportwissenschaftlerin mit sporttherapeutischem Schwerpunkt (B. A.) und absolvierte einen Master in Prävention, Rehabilitation und Gesundheitsmanagement.

Andrea Wolff ist die Leiterin der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Bayern an der Landeszentrale für Gesundheit in Bayern e. V. Sie ist Sozialwissenschaftlerin mit langjähriger Expertise im Bereich Public Health, der Bewegungsförderungsforschung und partizipativer Gesundheitsforschung.

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