Neue Geschäftsmodelle für die Sozialwirtschaft

Welche Geschäftsmodelle haben Zukunft in der Sozial und Gesundheitswirtschaft? Welche Schritte der Professionalisierung müssen Soziale Unternehmen und Dienste gehen, um künftig am Markt zu bestehen? Diesen Fragen geht eine dreiteilige Online-Zukunftswerkstatt im Rahmen der Internationalen Arbeitsgemeinschaft Sozialmanagement/Sozialwirtschaft (INAS e.V.) nach. Alexander Th. Carey (HAW Hamburg) und Jutta Schröten (Hochschule München) gestalteten den ersten Erfahrungsaustausch.

Dieser hatte eine Bestandsaufnahme der Praxiserfahrungen zum Ziel.  Die Teilnehmenden aus Sozialer Praxis und Hochschulwesen brachten dafür vielfältige Ideen und Ansätze ein. Insbesondere taten sich Studierende der Hochschule München mit einem Beitrag über Anforderungen und Komplexitäten in der Entwicklung von sozial- und gesundheitswirtschaftlichen Geschäftsmodellen hervor.

Unterstützt wurde die Zukunftswerkstatt durch zwei Beiträge aus den Hochschulen. Im ersten Beitrag „Aktueller Stand und Einführung in die ‚Geschäftsmodellentwicklung‘. Herausforderungen in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft“ führte Alexander Th. Carey in die „Theorie“ der Geschäftsmodellentwicklung ein. Hierbei arbeitete er die besondere Verbindung mit dem Strategisch-normativen Management heraus.

Ergänzend wurden zwei für die Praxis entwickelte Analysemodelle als Grundlage für die Geschäftsmodellentwicklung vorgestellt: „Analyse der sozialen Wertschöpfungskette mit einem Strategie-Werte-Prozess-Portfolio“ und „Impact-Analyse von sozialwirtschaftlichen Organisationen“. Letztendlich, so waren sich die Teilnehmenden einig, liegen die Herausforderungen der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle in der Komplexität und Interrelationalität der Faktoren, in der Knappheit der Ressourcen und der Rigidität von Organisationen.

Im nachfolgenden Beitrag behandelte Jutta Schröten von der Hochschule München die „Reform des Gemeinnützigkeitsrechts in Deutschland: Neues für die Entwicklung von Geschäftsmodellen?“. Diskutiert wurden Aspekte der Reform des Gemeinnützigkeitsrechts für Organisationen des Sozialen, der Bildung und Gesundheit. Insbesondere Neuerungen wie Holdingstrukturen und Beteiligungen bieten Anknüpfungspunkte bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Der Grundsatz der Unmittelbarkeit und die Weitergabe von Mitteln an Körperschaften, Servicegesellschaften ohne gemeinsame Zwecke sind ebenfalls aktuell und bieten großes Potenzial. Nicht umgesetzt durch die Reform wurden Vorschläge aus dem zivilgesellschaftlichen Sektor wie sektorübergreifende Kooperationen (z.B. Impact Investing, Kapitalbeteiligungen), eine mögliche Vereinfachung von Spenden EU-weit sowie ein inkrementeller Ausstieg aus der Gemeinnützigkeit.

Diese Neuerungen und Vorschläge wurden von den Teilnehmenden aus der Perspektive der Praxis, des Studiums und möglichen Führungsaufgaben diskutiert und mit Beispielen belegt.

Die Zukunftswerkstatt bei der INAS geht in einem Turnus von 6 bis 9 Monaten weiter. Die nächste Veranstaltung (voraussichtlich im Sommer 2024) behandelt das Thema der systematischen Marktbeobachtung und Marktbearbeitung im Sozial- und Gesundheitsmanagement. Voraussichtlich im Herbst 2024 geht es dann um den eigentlichen Kern der Geschäftsmodell- und Strategieentwicklung in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft. Man muss nicht bei allen drei Veranstaltungen dabei sein. Das Kommen und Gehen in einer Zukunftswerkstatt ist erlaubt. Wichtig ist das gemeinsame Interesse an diesem Thema.

Nachfragende und Interessenten können sich an Alexander Th. Carey unter alexander.carey@t-online.de melden. Es ist geplant, zu diesem Thema ein Fachbuch beim Walhalla Verlag zu publizieren.